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Fotadrevo, Madagaskar

Bananenstauden für die Hygiene

Fotadrevo, Madagaskar  - Bananenstauden für die Hygiene
© Ärzte für Madagaskar

Mit einem ausgefeilten Abwassersystem helfen Leipziger Clubs einem Krankenhaus auf Madagaskar, Krankheitserreger auszufiltern

01.05.2016

Elson Randrianantenaina kam eigens aus Madagaskar, um im Rotary Club Leipzig sein Projekt vorzustellen:  den Neubau eines chirurgischen Krankenhauses im Süden des Inselstaates. Ein Mitglied des Clubs sowie der Leipziger Verein „Ärzte für Madagaskar“ hatten den Kontakt zu dem madagassischen Arzt vermittelt. Ihm ging es um ein spezielles Anliegen: die Versorgung des künftigen Hospitals mit Trinkwasser. Die Aufbereitung des Wassers mittels Brunnen und Turm hatte er eingeplant, aber über die Hygienisierung des Wassers ohne Chlorierung und über eine Entsorgung noch nicht nachgedacht. Da war er in Leipzig gerade richtig. Peter Fritz vom RC Leipzig ist Gründungsbeauftragter des gemeinnützigen Vereins „Wasser ohne Grenzen“, Axel Schöpa vom RC Leipzig-Centrum ist Vorsitzender. Der Verein arbeitet eng mit der Rotary Action Group Water and Sanitation (WASRAG) zusammen. Gemeinsam entwickelten sie zwei Konzepte: eines für eine Wasseraufbereitung und eines über die Entsorgung des Abwassers.

Nach einer Vorerkundungsreise im Frühjahr 2013 folgte die Realisierung, unterstützt vom sächsischen Unternehmen Aqua Nostra. Trinkwasseranlagen mit Brunnen wurden gebaut, ein Wasserturm errichtet und ein PAUL-Wasserfilter eingesetzt. Dank seines Membranblocks kann PAUL mehr als 99 Prozent der Krankheitserreger aus dem Wasser filtern. Entwickelt wurde das Gerät von Forschern der Universität Kassel, der Name steht für Portable Aqua Unit for Lifesaving.  Die Mittel  für die Anlage in Madagaskar hatte der Verein „Wasser ohne Grenzen“ gemeinsam mit acht Rotary Clubs aufgebracht. Schon im Sommer 2015 konnten die ersten Patienten in das Krankenhaus einziehen, versorgt mit frischem und sauberem Wasser.

Anfragen von anderen Häusern
Um zu vermeiden, dass die Fäkalien der Patienten, Besucher und Mitarbeiter das Krankenhausgelände und die Umgebung verunreinigen, initiierte der Distrikt 1880 in einem zweiten Projekt ein Global Grant. Es umfasst ein Volumen von rund 55.000 Euro, für das Eigenmittel, hauptsächlich vom Distrikt 1880 und den Clubs Leipzig und Leipzig-Centrum, aufgebracht wurden. 

 Ziel war es, alle Abwässer aus den Gebäuden abzuführen und in Mehrkammergruben vorzureinigen. Dann fließt das Wasser unterirdisch in Beete zur Bewässerung von Bananen. Mittlerweile sind die Bananenpflanzen fast sieben Meter hoch. So ist gewährleistet, dass keine offenen Wasserflächen auftreten, die Krankheiten wie zum Beispiel Malaria auslösen. Darüber hinaus wird vermieden, dass das Abwasser ins Grundwasser sickert. 

Im Mai 2016 reisen zwei Freiwillige des Vereins „Technik ohne Grenzen“ nach Madagaskar und arbeiten in dem Krankenhaus, um die Nachhaltigkeit des Projekts sicherzustellen. Dazu leiten sie auch zwei einheimische Toilettenwärter an, die den Patienten und deren begleitenden Angehörigen zeigen sollen, worauf sie achten müssen bei der Hygiene. Diese einheimischen „Caretaker“ werden über den Global Grant für zwei Jahre angestellt und danach vom Krankenhaus übernommen.

Seit dem Start des Krankenhauses sind keine Krankheiten ausgebrochen, die auf schlechtes Wasser zurückzuführen wären. Schon hat sich ein zweites Krankenhaus in Madagaskar gemeldet, das dieses Abwassersystem installieren möchte.