https://rotary.de/gesellschaft/diskrete-hilfen-und-grosse-vorhaben-a-6589.html
Clubprojekte für Obdachlose

Diskrete Hilfen und große Vorhaben

„Hands on“ ist ein zentrales Element rotarischer Projekte. Nur Geld zu geben ist vielen Rotariern oft zu wenig, sie wollen sich auch persönlich einbringen

Matthias Schütt15.12.2014

RC Essen-Baldeny: Weihnachtsessen mit Geschenketüten

In diesen Adventswochen bereitet sich der RC Essen-Baldeney auf einen besonderen Jahreshöhepunkt vor: Am 24. Dezember bewirtet der Club wieder bis zu 250 Obdachlose zu einem Weihnachtsessen. Jeder Gast erhält eine Weihnachtstüte mit Socken, Hygieneartikeln und Süßigkeiten. „Die müssen alle den gleichen Wert enthalten“, sagt Wolfgang Straßburg, „denn nach dem Essen wird immer getauscht.“ Die Gaben im Wert von 15 bis 20 Euro müssen möglichst preiswert besorgt werden. Darüber hinaus sind die Rotarier für Anfragen aus dem „Raum 58“ ansprechbar, einer Notschlafstelle in Essen, die für Kleidung, Spiele und andere Spenden dankbar ist. Rot. Straßburg zieht ein ernüchterndes Fazit der letzten Jahre: „Die Zahl der Obdachlosen steigt, und sie werden immer jünger!“

RC Salzburg-Altstadt: 50 neue Wohneinheiten

Ein Wohnhaus mit 50 Wohneinheiten für die Obdachlosen in Salzburg will der RC Salzburg-Altstadt mithilfe der Caritas bis 2016/17 bauen – Investitionsvolumen: zwei Millionen Euro. Dafür werden Fördertöpfe angezapft und ein Global Grant mit dem Partnerclub Stiftland (D 1880) ist vorgesehen. Verschiedene Dienstleistungen am Bau werden Rotarier pro bono übernehmen. Für Ass. Gov. Barbara Wolf-Wicha (RC Salzburg-Land) ist das Projekt ein Modell für eine hierzulande noch wenig bekannte Strategie aus den USA: „Housing first“. Bisher steht die Wohnung zumeist am Ende eines Betreuungsverfahrens: Der Mensch hat dann zwar eine Wohnung, aber keine Hilfe mehr.

RC Frankfurt am Main-Städel: Arbeitsteilung beim Lazarus-Essen

Mit gutem Essen hat auch ein Projekt zu tun, das der RC Frankfurt am Main-Städel und der Rotaract Club Frankfurt seit fast zehn Jahren verfolgen: das Lazarus-Essen in der Vorweihnachtszeit. Für den Club ein besonderes Meeting „in gemischter Tischordnung, mit kleinen Vorträgen, Musik und Gesprächen. Lazarus stellt die Räume, die Obdachlosen dekorieren, wir besorgen das Essen“. Seit vielen Jahren unterstützt der Club den Lazarus-Verein, muss aber seit einem Jahr auf das besondere Meeting verzichten, weil sich der Verein neu organisiert. Das hält die Rotarier nicht ab, sich weiter um die Obdachlosen zu kümmern, mit Spenden für die medizinische Betreuung und mit einem Sommerfest sowie alle sechs bis acht
Wochen mit einem Frühstück. 40 bis 70 Gäste, schätzt Frank Alex Saenger, kommen jeweils für einige Stunden zusammen.

RC München: Neue sanitäre Anlagen

Auch in München können sich die Profis auf Rotary verlassen, in diesem Fall der Abt der Benediktinerabtei St. Bonifaz, Johannes Eckert (RC München), auf seine Clubfreunde. Das Kloster betreibt in der Münchner City eine Anlaufstelle für Obdachlose mit Kleiderkammer, Sozialberatung und Arztpraxis. Dort werden täglich 200 Personen verpflegt. Da es keine öffentliche Förderung gibt, ist man auf Spenden angewiesen. So hat der RC München 2012 die Mittel bereitgestellt, um die sanitären Anlagen zu erneuern.

Matthias Schütt

Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.