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Pädophilie-Debatte – Hochwasser-Flut

Liebe Leserin, lieber Leser,

15.11.2013

es gibt Themen, um die man lieber einen Bogen macht. Dazu gehört ohne Frage die Pädophilie-Debatte rund um die Grünen, die in den letzten Monaten wiederholt aufflammte, seitdem sich im Frühjahr dieses Jahres der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle geweigert hatte, eine Festrede auf den Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit anlässlich der Verleihung des Theodor-Heuss-Preises zu halten, da jener sich vor langer Zeit „in nicht unproblematischer Weise“ zur Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern geäußert hatte. Seitdem kamen zahlreiche weitere Äußerungen einzelner Politiker der Öko-Partei ans Licht – vor allem aus deren Frühzeit –, über die man heute nur staunen kann.

Wer genauer in die damalige Zeit blickt, stellt fest, dass die Diskussion um die Enttabuisierung von Pädophilie nicht erst mit den Grünen begann; und dass sie beileibe nicht die einzigen waren, die in den späten sechziger bis frühen achtziger Jahren die Legalisierung von „einvernehmlichem Sex“ zwischen Erwachsenen und Kindern debattierten. Am Anfang jener Zeitspanne stand die Ära der „Sexuellen Revolution“, als politisch Hartgesottene die vermeintliche Verklemmtheit der Elterngeneration aufbrechen wollten, weil sie darin eine wesentliche Ursache des Nationalsozialismus sahen; und in der politisch weniger Engagierte einfach die neuen Spielräume im Liebesleben ausprobieren wollten, die ihnen z.B. die Aufklärungsfilme eines Oswalt Kolle zusprachen.

In dieser Gemengelage gelang es einigen Irrgeistern, auf inakzeptable Weise Grenzen zu überschreiten – und bis weit in die bürgerliche Gesellschaft hinein Verbündete zu finden. In diesem Heft widmen wir uns deshalb weniger den Grünen als vielmehr jenem Zeitgeist, in dem Äußerungen möglich waren, die selbst vielen einstigen Protagonisten heute nur noch peinlich sind (ab Seite 38).

Einen Blick zurück wirft diesmal auch die Rubrik „Im Fokus“. Als im Sommer dieses Jahres zahlreiche Flüsse wie Donau, Elbe und Mulde über ihre Ufer traten und ganze Landschaften fluteten, beherrschte das Thema wochenlang die Schlagzeilen in Presse, Funk und Fernsehen. Spektakuläre Bilder zeigten Häuser, die bis in das zweite Stockwerk unter Wasser standen, um ihr Leben schwimmende Tiere, vom Einbrechen bedrohte Deiche und gar die Sprengung eines alten Elbkahns zum Abdichten eines Dammbruchs – und immer wieder Landsleute, die versuchten, an all dem nicht zu verzweifeln. Danach kam es wie so oft: Mit dem Abfließen des Wassers ließ auch das Interesse der Öffentlichkeit nach. Dabei ist die Not bekanntermaßen dann am größten, wenn die freiwilligen Helfer wieder abgezogen sind, wenn aus der kurzfristigen Evakuierung ein Dauerzustand wird und wenn vielleicht am Ende gar das eigene Haus abgerissen werden muss. In solchen Situationen zu helfen ist eine klassische Aufgabe Rotarys. Und in der Tat haben die Redaktion in den letzten Wochen zahlreiche Berichte über diverse Hilfsprojekte erreicht (siehe u.a. unser Dossier auf www.rotarymagazin.de/hochwasser). Ganz besonders beeindruckte uns ein Projekt des RC Deggendorf, weshalb unsere Kollegin Insa Feye nach Niederbayern fuhr, um sich selbst ein Bild davon zu machen. Ihren Bericht lesen Sie ab Seite 16.