Meinung
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Zum Titelthema "Rückkehr zum Kernauftrag", Heft 4/2024
Für mich ist das Rotary Magazin eine unverzichtbare Pflichtlektüre. Ich persönlich lese es mit großer Freude, und die thematischen Inhalte sind äußerst interessant für mich. Obwohl ich eigentlich zur jüngeren Generation gehöre, genieße ich es, das Magazin als gedruckte Version zu
lesen und hebe jedes Exemplar sorgfältig in meinem Bücherregal auf.
Besonders fasziniert bin ich immer wieder von den Titelbildern und Illustrationen, die das jeweilige Thema äußerst ansprechend präsentieren und einen hochwertigen Eindruck vermitteln.
Pierre Hinz
RC Nienburg-Neustadt
Zum Titelthema "Rückkehr zum Kernauftrag", Heft 4/2024
Die aktuelle Ausgabe von Rotary hat mich wirklich positiv beeindruckt. Vor 61 Jahren hatte ich mich nach dem Abitur aus genau den Gründen dafür entschieden, die Ausbildung zum Leutnant der Reserve zu absolvieren, die General von Sandrart in seinem eindrucksvollen Artikel für die Gegenwart wieder bestätigt hat. Hinzu kommen die klugen Texte der Herren Schröder und Seliger und die zu Recht kritische Auseinandersetzung mit der Neutralität Österreichs durch Herrn Mangott. Herzlichen Dank für dieses starke Rotary-Heft.
Christian Pfeiffer
RC Hannover-Luisenhof
Zum Titelthema "Rückkehr zum Kernauftrag", Heft 4/2024
Dulce et decorum est pro patria mori …
Süß und ehrenvoll ist es, für’s Vaterland zu sterben, so lautet der Titel des wohl bekanntesten Gedichts des britischen Dichters Wilfred Owen, das dieser Ende 1917 während des Ersten Weltkriegs verfasste. Es beschreibt einen Gasangriff und den dadurch verursachten qualvollen Tod eines unbekannten Soldaten. Veröffentlicht wurde das Werk erst postum 1920.
Ein kleiner Auszug aus einer Übersetzung des Gedichtes:
Zweifach gebeugt wie alte Bettler unter ihrem Sack,
X-beinig, hustend wie alte Weiber, fluchten wir uns durch Schlamm,
Bis wir den herumgeisternden Leuchtkugeln den Rücken zuwandten
Und unserer fernen Ruhe entgegentrotteten.
Gas! GAS! Schnell, Jungs! - eine ekstatische Fummelei,
Um die plumpen Helme rechtzeitig aufzusetzen.
Aber jemand schrie da noch und taumelte
Und zappelte wie ein von Feuer oder Ätzkalk Verbrannter.
Wenn auch du in erdrückenden Träumen liefest
Hinter dem Wagen, in den wir ihn warfen,
Und die verdrehten weißen Augen in seinem Gesicht sähest,
In seinem hängenden Gesicht, wie das eines Teufels, der der Sünde müde ist.
Wenn du hören könntest, wie bei jedem Stoß das Blut
Gurgelnd aus seinen schaumgefüllten Lungen läuft,
Ekelerregend wie der Krebs, bitter wie das Wiederkäuen
Von Auswurf, unheilbare Wunden auf unschuldigen Zungen,
Mein Freund, du erzähltest nicht mit so großer Lust
Kindern, die nach einem verzweifelten Ruhmesglanz dürsten,
Die alte Lüge:
Dulce et decorum est Pro patria mori.
Soviel zur Süße.
Wie sieht es mit der Ehre aus, diese haben wir heute nicht mehr vor Augen. Ehre, was ist das überhaupt, ein Begriff aus längst vergessener Zeit? Wir denken an Orden, was kann der zu Tode gekommene Soldat damit noch anfangen, wie wird die ihm zugedachte Ehre noch erkennbar? Was hat der Soldat davon, wenn bei seiner Beerdigung ein samtbespanntes Kissen mit den Orden zum Grab getragen wird? Was haben die Familienangehörigen von dieser Form der Ehre?
Eine tragfähige Antwort darauf gibt es nicht.
Fährt man übers Land und durch die Dörfer, dann findet man in der Ortsmitte nicht selten, auch noch heute Ehrenmale, „Unseren Gefallenen des I. Weltkrieges“. Kaum ein Dorf kam ohne symbolisches Grab für die „Im Feld Gebliebenen“ aus. Auch nach dem II. Weltkrieg wurden solche Ehrenmale errichtet.
Wer denkt bei dem Blick auf ein Ehrenmal schon an die zu Ehrenden, die Toten, wer hat Bilder von Toten vor Augen. Achtlos geht der Mensch daran vorbei. Hat das Ehrenmal einen Sockel, dann sieht man nicht selten Personen darauf sitzen, ein Bierchen links, eine Zigarette rechts in der Hand. Heutzutage vielleicht auch noch mit einem Handy am Ohr.
Das nennen wir Ehre?
Geehrt werden die Toten heute nicht mehr, sie sind längst vergessen. Und nicht nur die, auch das Grauen eines Krieges ist nicht mehr in unseren Köpfen. Obwohl es tagtäglich über den Bildschirm flimmert oder in den Zeitungen und Magazinen darüber berichtet wird.
Wir schauen nicht hin, wir lesen die Reportagen nicht, „das ist mir zu grausam“, heißt es. Aber sich die Münder darüber zerreißen, ob man nicht einer Kriegspartei mehr Waffen oder noch mehr Waffen liefern sollte.
Wir haben trotz der alltäglichen, unsere friedvollen Gefühle deutlich ignorierenden Bilder aus den Kriegsgebieten, vergessen, wir wollen es nicht mehr wissen.
Wir lenken uns ab. Mit irgendwelchen mehr oder weniger stumpfen Talkshows, mit Musiksendungen, mit lustigen Filmen, mit Tralabum und Tralafididi, warum werden eigentlich keine Filme mit Charlie Chaplin mehr gezeigt?
Glauben wir bitte nicht, wir lebten heute in anderen Zeiten. Nein, die Ignoranz gegenüber dem Schrecklichen des Krieges bei gleichzeitiger Heroisierung gab es schon immer. Viel weiter sind wir trotz angeblichen Fortschritts auch nicht. Viel gehört, viel gesehen, jahrelang Schulbänke gedrückt und, und, und … nichts dazugelernt, und das trotz Rotary?
Nein, nicht ganz, wir gründen Peace-Center, wir sind zum Frieden verpflichtet. Doch was nützt es, wenn die Machthaber dieser Welt nicht auf uns hören.
Hans-Eckhard Tribess
RC Berlin-Global eClub
Zur Kolumne von Peter Peter, Heft 4/2024
Moin und vielen Dank für ein neues interessantes Rotary Magazin mit einem äußerst ansprechenden Layout! Die Themenvielfalt macht's!
Vielen Dank an Peter Peter für den Artikel über die kulinarischen Wurzeln des ‚Hamburgers‘– heute wird es bei mir „Rundstück warm“ geben, selbstgemacht, da die Oberhafenkantine am Wochenende geschlossen ist.
Zumindest hat im Fall des ‚Hamburgers‘ der Name überlebt und weist auf seine Herkunft hin; wäre es ein ‚Hamburg/USA‘ gewesen, hätten sich die Amerikaner gewiss weltweit das Namensrecht und damit massive Lizenzeinnahmen gesichert – nun wird jedoch die Hamburger-Rezept-DNA vielfach variiert hemmungslos ausgebeutet und es bleibt zu hoffen, dass die Namensrechte und das Rezept für den Original-Hamburger (Rundstück warm) nicht in falsche Hände gelangen sondern vielmehr zum Kulturerbe der Menschheit erhoben werden.
Die Geschichte zeigt hier deutlich, dass erst die Vermarktung den (wirtschaftlichen) Erfolg garantiert und nicht allein die Idee- wer käme heute auf den Gedanken, dass Produktideen wie Ketchup (Heinz), Jeans (Levis), Rollerblades (Nürnberg) und auch das universelle mp3-Format (Fraunhofer) deutschen Köpfen entsprangen?
Ich freue mich auf die nächsten kulinarischen Berichte im RM, vielleicht über die -ursprünglich wienerischen- französischen Croissants mit ihrem Hamburger Nachkommen, dem Franzbrötchen, oder über die -ursprünglich französischen- Wiener Schnitzel.
Sven-Olof Carlsson
Rotary Club Hamburg Maritime Motion
Zur Bröckedde-Kolumne "Die Bardolino-Affäre", Heft 4/2024
Heute, am 3. April, nehme ich das Rotary Magazin in die Hand, schlage - wie immer vorfreudig - die letzte Seite auf. Und traue meinen Augen nicht.
Bin ich doch gewohnt, mich seit "Jahrenden" zu erfreuen an dieser wunderbar arglosen, liebenswürdigen Scheinheiligkeit der rotarischen Damen und Herren im Herzen Deutschlands, mit der sie und er monatlich ihr zweifellos hehres Ansinnen im „Selfie above Service“ festzuhalten vermögen, so möchte ich mit dieser groben Bestandsaufnahme von Ärgernissen doch an einen leicht verspäteten Aprilscherz glauben.
Nicht weil der rotarische Wein ausgegangen ist, sondern weil das vertraut Literarische fehlt: das Ungesagte, dieser Kitzel zwischen den Zeilen, der den Bröckedde -Club so einmalig macht und unsere rotarische Phantasie Blüten treiben lässt.
Bitte lassen Sie den Chauffeur künftig chauffieren – das macht er doch prima.
Sabine Schwachula
RC E-Club Köln
Zur Bröckedde-Kolumne "Die Bardolino-Affäre", Heft 4/2024
Bröckedde und der schreibende Chauffeur, diese Mesalliance möchte ich nicht unkommentiert lassen.
Im Rotary Magazin lese ich stets als erstes die letzte Seite. Und wie oft danke ich dabei: Das könnte bei uns im Club gewesen sein. Auch in diesem Sinne hat mich die Glosse in der April-Ausgabe thematisch sehr angesprochen.
Allein, der Glosse fehlt ganz und gar die Hoffmann’sche Eleganz. Freund Hoffmann führt das Florett, der Chauffeur nahm den Säbel. Bröckedde wurde zum erfolgreichen und geliebten Dauerbrenner, weil Hoffmann die Pointen sehr fein setzt. Selbst der getroffene Hund bellt dann nicht. Er schmunzelt.
Wenn Alexander Hoffmann dereinst an einem möglichst fernen Tag nicht mehr aus Bröckedde berichtet, mögen sich die Verantwortlichen gern etwas Neues ausdenken. Eine Fortsetzung mit einem anderen Autor dürfte auf dem bisherigen Niveau nicht gelingen.
Elegantes Chauffieren kann man lernen. Bröckedde hingegen braucht das Original. Schließlich ist Präsident Pröpke auch nicht ersetzbar.
Joachim Otting
RC Wesel-Dinslaken
Zum Leserbrief von Alfred Meyerhuber, Heft 3/2024
Es ist mir – offensichtlich – ein Anliegen auf den Leserbrief „Interessante Leseabende“ von Alfred Meyerhuber mit meiner vollen Unterstützung zu reagieren. Mir erging es ebenso.
Helmut Bock
RC Rattenberg
Zum Titelthema "Die neue Weltordnung", Heft 3/2024
Schade, dass das Rotary Magazin Wolfgang Seybold zwei Seiten Eigenwerbung für seine Kissinger-Biografie einräumte, zumal eine dürftige Werbung. Es schmälert weder den Respekt vor der Persönlichkeit Kissingers noch seine großen Verdienste in Politik und Diplomatie, wenn man sein Wirken ausgewogen darstellt und bei den Fakten bleibt. So stutzt der Leser, Kissinger sei es 1973 gelungen, „zwischen den zerstrittenen Nationen Israel, Syrien, Libanon und Ägypten Frieden zu stiften“. Syrien und Libanon blieben der Genfer Nahostkonferenz fern. Einen Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten vermittelte Jahre später der demokratische Präsident Jimmy Carter, die Feindschaft zwischen Israel und Syrien bzw. mit dem Libanon könnte heute kaum größer sein als damals.
Auch Seybolds Darstellung eines „Friedensabschlusses“ 1973 mit Vietnam ist eine reichlich übertriebene Beschreibung dafür, dass die USA nach einem gesichtswahrenden Abzug aus diesem Desaster suchten. Die kriegerischen Handlungen gingen noch bis zur Einnahme Saigons zwei Jahre weiter. Angesichts der furchtbaren Langfristschäden an Mensch und Natur durch Agent Orange wird sogar vom „ewigen Krieg“ gesprochen. Henry Kissinger nahm den vielfach kritisierten Friedensnobelpreis an, Le Duc Tho lehnte ihn ab.
Gänzlich unverständlich bleibt, dass der Beitrag von Wolfgang Seybold unter dem Titelthema zu Donald Trump platziert wurde. In einem seiner späten Interviews betonte Kissinger, dass es ihm bei seinem Wirken um Versöhnung gegangen sei. Vergeblich erwartete man von ihm als Republikaner mäßigende Worte an seine eigene Partei und zu den vergiftenden Allüren von Donald Trump. Auch dazu findet sich keine Anmerkung des Biographen Seybold.
Ulrich Guntram
RC Bonn Süd – Bad Godesberg
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
Anlässlich der Amtseinführung von Donald Trump im Jahr 2017 gaben Penguin Classics und der Aufbau-Verlag Berlin Neuauflagen des satirischen Romans „It couldn‘t happen here“ (1935) beziehungsweise „Das ist bei uns nicht möglich“ von Sinclair Lewis heraus. Rechtzeitig zum Showdown am 5. November 2024, also zur anstehenden US-Präsidentschaftswahl, beleuchtet Bernd Greiner in einem bemerkenswerten Beitrag im März-Heft die faschistoide Dystopie, die der Nobelpreisträger Sinclair Lewis hier breit entfaltet. Es sei ein kleiner süffisanter, dennoch notwendiger Nachklapp erlaubt, da der Verfasser nicht die ganze Wahrheit sagt und anzügliche rotarische Reminiszenzen freundlicherweise übergeht: Sinclair Lewis gehörte in den 20er und 30er Jahren mit zu den schärfsten und renommiertesten Kritikern von Rotary. Sein sozialkritischer Bestsellerroman „Babbitt“ (1920), in dem ein übler kleinkarierter Businessman die schulterklopfende Anerkennung seiner rotarischen Freunde sucht, führte in Briefen und Rezensionen zu heftigen Protesten der rotarischen Community. Der Roman „It couldn‘t happen here“, in der es um die Errichtung einer Diktatur in den USA geht, beginnt mit dem jährlichen „Ladies‘ Night Dinner“ des Rotary Clubs in der fiktiven Kleinstadt Fort Beulah. Die Diskussion, die der Autor hier im 1. Kapitel über das Thema Krieg und Frieden ausbreitet, ist geradezu skurril und grotesk. In Kapitel 10 kommentiert der Protagonist des Romans, der Journalist Doremus Jessup, die Wahlkampfmethoden der Faschisten mit dem Satz: „This is revolution in terms of Rotary“, also Revolution auf Rotary-Art. Als die brutalen Diktatoren die Macht in Washington übernommen haben, überarbeiten sie ihr Logo, es soll nun ein Steuerrad mit sechs Speichen sein: “It symbolized, he pointed out, not only the Ship of State but also the wheels of American industry, the wheels and the steering wheel of motorcars, … and, particularly, the wheel emblem of the Rotary Club.” Dies ist doch recht böse. Der Autor verortet in seinem Bestseller die Rotarier also nicht im Kreise der aufrechten Demokraten, sondern im politischen Sumpf. Es war sein letzter großer Erfolg, wahrlich keine große Literatur, aber erschreckend visionär. Natürlich nicht auf Rotary bezogen.
Hans Härtl
RC Holzkirchen
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
In den ersten Magazin-Jahren habe ich in unserem Club wiederholt angeregt, die wenig gelungenen Veröffentlichungen abzubestellen, die Annahme zu verweigern oder direkt den Papiercontainer zu befüllen. Ging nicht, wir mussten abnehmen.Seit etlichen Jahren freue ich mich ehrlich, wenn unser Magazin mit der Post gekommen ist, auf einen interessanten und guten Leseabend. Danke dafür.
Alfred Meyerhuber
RC Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
Eine starke Analyse möglicher Auswirkungen der kommenden US-Wahlen. Ja, Donald Trump ist ein politisches und charakterliches Pulverfass. Und trotzdem gibt es für den Fall seines Wahlsiegs gute Gründe für mehr Optimismus, als es Ihre Berichterstattung suggeriert. Warum? Erstens: gewinnt Herr Biden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Weißes Haus, Senat und Repräsentantenhaus allesamt von einer nach links rückenden demokratischen Mehrheit kontrolliert werden. Die Folge wäre eine noch tiefere politische Spaltung und Selbstbeschädigung der USA, nicht zu unserem Vorteil. Zweitens: Eine zweite Präsidentschaft Trump würde gerade uns Deutschen nochmals die Chance "aufzwingen", unseren Frieden in Recht und Freiheit selbst angemessen zu schützen. Der Ukraine Taurus-Systeme und versprochene Munition vorzuenthalten aus Furcht vor russischen Bedenken, wird in den USA keinen maßgeblichen Politiker mehr beeindrucken. Drittens: Frau Merkel hat seinerzeit keinen persönlichen Zugang zu Herrn Trump gesucht oder gefunden. Das hat geschadet. Es ist im deutschen Interesse, Bundeskanzler(innen) zu haben, die jedwedem US-Präsidenten offen und auf Augenhöhe begegnen können und wollen. Die Chance dazu besteht künftig.
Hans Obermeier
RC Bad Homburg von der Höhe
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
Glückwunsch zu Ihrer hervorragenden Zusammenstellung, über das, was uns - in aller Wahrscheinlichkeit - droht: "Die neue Weltunordnung. Szenarien einer zweiten Amtszeit Trumps".
Als Variante zu der zum Dauerthema gewordenen "Weltunordnung" habe ich am 7. September 2022 - sozusagen in Vorwegnahme der dritten Amtszeit des derzeitigen russischen Staatspräsidenten - vor dem RC Paris Tour Eiffel, dem französischen Partnerclub des RC Berlin-Kurfürstendamm, einen Vortrag gehalten zum Thema
„Le nouveau désordre mondial de Vladimir Poutine. Bilan intermédiaire à la veille de ses 70 ans“. Das Eine lässt so wenig Gutes erwarten wie das Andere. Fortsetzung folgt ...
Klaus-Heinrich Standke
RC Berlin-Kurfürstendamm
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
Danke für das starke Heft zur drohenden zweiten Amtszeit Donald Trumps. Wie Sie hier die verschiedenen Facetten des Phänomens Trump ausleuchten, würde jedem politischen Magazin zur Ehre gereichen. Dass Trump nicht im Reservoir der Abgehängten fischt, sondern bei denen, die Sorge haben, etwas zu verlieren, ist eine Erkenntnis, die auch hilft, das Wachstum der AfD zu erklären.
Michael Wöhler
RC Homburg-Zweibrücken
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
Mit großem Interesse habe ich Ihre wirklich eindrücklichen Analysen zum Thema Donald Trump im März-Heft gelesen, würdig einer großen Tageszeitung. Wo man doch dachte, man habe das Thema bereits intellektuell und emotional erschöpft für sich, sind die differenzierte Darstellung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Implikationen, die Trumps mögliche Wiederwahl für uns Europäer haben könnte, höchst interessant gewesen. Ich danke Ihnen dafür.
Silke Zimmermann
RC Krefeld-Greiffenhorst
Zum Standpunkt "Rotary in der Zeitenwende", Heft 3/2024
Es gehört gelegentlich eine gehörige Portion Mut dazu, sich gegen einen, zumal gefühlt seit Jahrzehnten verlautbarten Mainstream zu stemmen. Freund Armin Staigis hat solchen Mut in seinem im aktuellen Rotary-Magazin veröffentlichten Standpunkt bewiesen. Nicht minder der Mut der Redaktion des Magazins, sich des „glühenden“ Eisens der „vermeintlich unpolitischen“ rotarischen Gemeinschaft anzunehmen. Paul Harris, dessen bin ich mir sicher, würde sich über den bewiesenen Mut und die damit hoffentlich endgültig erreichte Klarheit zur banalen Frage des aufgeklärten Menschen als politisches Wesen freuen.
Man darf auf die Diskussion des Beitrages von Freund Armin Staigis gespannt sein.
Hans-Eckhard Tribess
RC Berlin-Global
Zum Standpunkt "Rotary in der Zeitenwende", Heft 3/2024
Es ist richtig, dort zu lesen, dass „…. unsere Gemeinwesen…weltweit, auch hier bei uns, von zunehmender Polarisierung und Radikalisierung gekennzeichnet…. sind“.
Auch in dem Beitrag: „Ist es fair?“ (ebenso im Rotary Magazin März 2024. S. 11) steht zu lesen: „Seither gehört das „Nie wieder“ zu unserer DNA. Mit der Folge, dass einige Clubs zu den Mitinitiatoren der ersten Demonstrationen „Nie wieder ist jetzt“ zählten, um gegen Diskriminierung, Rassismus und Intoleranz zu demonstrieren“.
Und weiter steht im Beitrag „Denken wie ein Rotary Peace Fellow“ ( gleiche Ausgabe S.13), dass das Racial Equity Project herausfinden soll,“…wie die acht Grundlagen des positiven Friedens, dazu beitragen können, Rassismus zu bekämpfen…“ Den Kontext zu diesen kurzen Zitaten möge jeder noch einmal in Ruhe nachlesen.
Schon auf dem Jahreskongress (Convention) in Havanna wurde 1940 von Rotary folgende Resolution verabschiedet:
„Wo Freiheit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Vertragstreue und Achtung vor den Menschenrechten missachtet werden, kann Rotary nicht leben und können seine Ideale nicht wirksam werden“ (Rotary Wissen, 15. Auflage, Nov. 2013, S.7)
Die Frage ist, wie bringt Rotary diese Haltung gegen Radikalisierung, Rassismus, Diskriminierung und Missachtung der Menschenrechte konkret zum Ausdruck? Indem es dieses Unrecht nur allgemein bedauert , oder auch die beim Namen nennt, die es begehen?
Ich finde, dass Rotary als Ganzes und jeder einzelne Rotarier, die Übeltäter durchaus benennen sollte. Als drängendes Beispiel nenne ich die AFD, hier besonders die Teile und Personen, die laut den Verfassungsgerichten als gesichert rechtsextrem gelten können. Die konkurrierenden Parteien tun es tagtäglich. Mittlerweile haben sich auch die großen Kirchen, die Arbeitgeber und die Gewerkschaften gegen die AfD positioniert.
Toleranz gegenüber demokratischen Parteien ist für Rotarier oberstes Gebot. Aber muss das für Rotary und Rotarier so lange gelten, bis die AfD rechtskräftig verboten ist?
Auch darüber gilt es nachzudenken. Denn wie Freund Armin Staiges richtig sagt: „ Beschweigen und relativieren hilft niemandem, wenn man global wirkmächtig bleiben will.“
Bernd Weiglein
RC Bad Salzuflen
Zum Standpunkt "Rotary in der Zeitenwende", Heft 3/2024
Völlig klar, dass ich jedes Wort des Beitrags "Rotary in der Zeitenwende" unterstreiche. Armin Staigis spricht mir voll aus der Seele. Schon als Governor habe ich das Jahresthema "Frieden" vertreten und jedem Club im Distrikt 1880 erzählt, dass wir durch und durch politisch sein sollten.
Einschränkung: Wir dürfen nicht parteipolitisch und nicht undemokratisch sein. Ich habe mich explizit dafür ausgesprochen, AfD-Funktionäre von Rotary-Clubs fernzuhalten. Ihre Ideologie sei mit unseren Werten nicht konform. Darauf bekam ich mehrere keineswegs anonyme Briefe, deren Absender rieten mir, mein Amt als Governor sofort aufzugeben. Ich sei eine Schande für Rotary. Das sahen die Freundinnen und Freunde westlich der alten Zonengrenze völlig umgekehrt. Ich plädiere dafür, ein Belegexemplar des neuen Buches über Rotary im Nationalsozialismus an jeden Club zu schicken. Es könnte helfen, die Begriffe rotarische Werte, Demokratie und Zeitenwende objektiver einzuordnen.
Wilhelm Dietl
RC Cham/Bayern
Zum Forum-Artikel "Von den Wundern der Welt", Heft 2/2024
Ein schöner Artikel, Volker Mehnert hat den Komplex Marco Polo gelungen umschrieben und auch die Kontroverse gut und verständlich zusammengefasst, vielen Dank dafür!
Das Bild zu dem Artikel hätten Sie aber ebenfalls thematisieren können: Ich weiß nicht, wo Sie die Illustration gefunden haben, sie dürfte aus dem später 19., aber vermutlich noch eher aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen. Und nein, sie zeigt nicht Kublai Khan und Marco Polo, sondern eine Fantasie über die beiden historischen Personen in dem Kolorit der Zeit. Das ist eine Mischung aus Chinoiserie (siehe Pavillon im Hintergrund) und Historismus. Die Kleidung der „Chinesen" auf dem Bild weist eindeutig auf die Qing-Dynastie, von Brustschild und Kette des angeblichen Kaisers, über die Pfauenfeder des Mannes rechts vom Thron bis zum Hut des Soldaten links von Marco Polo.
Dies nur als Ergänzung, das Heft war prima!
Cord Eberspächer
RC Düsseldorf-Karlstadt
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Der Wolf ist zweifellos ein schönes und intelligentes Tier. Auch unser heimischer Fuchs ist ein schönes und schlaues Tier. Trotzdem wird er intensiv bejagt, um zum Beispiel Bodenbrütern wie Auerhuhn und Feldlerche eine Überlebenschance zu geben. Rehe und Hirsche sind liebenswerte Tiere und werden intensiv bejagt, um zum Beispiel den notwendigen Waldumbau nicht zu behindern. Der Jagdpächter hat für Schäden an landwirtschaftlichen Grundstücken durch Wildschweine aufzukommen und sie zu ersetzen, obwohl er die Populationssteigerung etwa durch verstärkten Maisanbau nicht verhindern kann. Warum gilt dann für den Wolf eine Ausnahme? Weil bisher der Steuerzahler die entstandenen Schäden ausgleicht und nicht diejenigen, die sich einer vernünftigen Bestandsregulierung widersetzen.
Deswegen schlage ich vor, dass diejenigen Parteien und Verbände, die dies verhindern, aus ihrem eigenen Säckel die Millionenkosten ersetzen, die bisher entstanden sind und wohl auch weiter entstehen werden. Ich frage mich auch, woher die Hirtenhunde kommen sollen, die diese Schäden zumindest in Teilen verhindern können, wenn die Population des Wolfes unter dem derzeitigen Schutz weiter steigen wird.
Rolf Keller
RC Ehingen-Alb-Donau
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Um es vorweg zu nehmen: Mich fasziniert der Sozialverhalten von Wölfen innerhalb eines Rudels. Auf der anderen Seite bin ich Schafbauer am Rand eines Waldes und habe das eine oder andere Lamm mit der Flasche aufgezogen und hätte ein großes Problem, wenn meine „Kinder“ vom Wolf gerissen würden. Als pensionierter Tierarzt habe ich mich auch als Vermittler zwischen Mensch und Nutztier gesehen.
Drei plakative Merksätze möchte ich jeweils an den Anfang meiner Anmerkungen stellen:
Der Wolf ist ein „fauler Hund“.
Er versucht möglichst ohne Verletzungsrisiko, ohne Energieaufwand Beute zu jagen. Es ist ihm ein Leichtes, Elektrozäune, gleich welcher Höhe, zu überspringen, trotzdem versucht er diese in erster Linie zu untergraben. Es gelingt ihm manchmal, durch Scheinangriffe Herdenschutzhunde wegzulocken, damit das restliche Rudel über die Schafe herfallen kann. Aber das ist eine Sache der unterschiedlichen Rasse von Hunden und vor allem eines entsprechenden Trainings mit Abschlussprüfung bei dem auch das Verhalten gegenüber Wanderern erlernt wird. Nur dann wird in manchen Ländern eine entsprechende finanzielle Zuwendung gewährt.
Der größte Feind des Wolfs ist der Wolf.
Rund 60 % der getöteten Jungwölfe werden durch eigene Artgenossen bei der Suche nach einem eigenen Revier bzw bei der Suche nach einer Partnerin getötet. Der Rest kommt aufgrund von Krankheit, Verkehrsunfällen oder illegalen Abschüssen um. Insgesamt überleben nur 10 bis 20 % der Jungwölfe.
Nur ein toter Wolf ist ein guter Wolf.
Darunter verstehe ich, sogenannte Problemwölfe, die die Scheu vor Menschen verloren haben, oder ein Massaker an Nutztieren angerichtet haben. Diese Wölfe bringen die Stimmung innerhalb der Bevölkerung zum Kippen. Man schätzt, dass rund ein Drittel der Scheu vorm Menschen angeboren ist, ein Drittel durch das Beispiel der Leitwölfin erlernt wurde und ein Drittel durch eigene Erfahrung angeeignet wurde. So hat sich zum Beispiel ein besendeter slowenischer Wolf neun Monate in Österreich aufgehalten, ohne dass ihn je ein Jäger zu Gesicht bekam. Wenn nun fälschlicherweise die Leitwölfin getötet wird, geht ein Drittel ihres Erfahrungsschatzes verloren.
Trotzdem: einen vollständigen Schutz gegen diese Beutegreifer wird es nie geben, genausowenig die naive Vorstellung von einem wolfsfreien Gebiet. Im 19. Jahrhundert wurde der Wolf durch Gift und Schlageisen dezimiert, bis es letztendlich damals zum finalen Abschuss des letzten Wolfs kam. Dennoch kommt der Wolf immer wieder zurück, denn mit einer Tagesleistung von bis 70 km und der Fähigkeit große Flüsse zu überqueren wird er immer wieder Auftauchen. Angesiedelt wurde der Wolf nie, wie manche behaupten.
Schlussfolgerung:
- In alpinen Gegenden wäre ein halbwegs sicherer Herdenschutz nur mit ausgebildeten Herdenschutzhunden und mit Hirten (an denen es leider mangelt) möglich – so wie es in Südosteuropa gehandhabt wird.
- Trotz allem für und wider, die Schutzbestimmungen für den Wolf müssten gelockert werden, aber das betrifft nicht nur den Wolf, sondern auch andere geschützte Tiere wie Krähen, die so manchen Junghasen lebendig zerhacken, Kormorane, die Nebenflüsse von großen Flüssen leer fischen oder Fischotter, die Fischteiche im Waldviertel leeren. Selbst der Biber verursacht in manchen Gegenden große Umweltzerstörung.
Peter Horvat
RC Ried i. I.
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Fast übereinstimmend zeigen Befürworter und Gegner des Wolfes in unserem Land im Grunde Sympathie für dieses kluge, anpassungsfähige und in mancher Hinsicht bewundernswerte Raubtier. Man würde ihm in unserem Land gerne – in verminderter Zahl – eine Heimstatt einräumen, aber das ist wie so vieles hierzulande gleich
mit Ideologie befrachtet und verhindert so leicht eine sachgerechte Diskussion.
Ein oft und geradezu begeistert vorgebrachtes Argument für den Wolf ist die angeblich durch sein Auftauchen vermehrte Artenvielfalt. Man fahre einmal an einem schönen Frühlingstag mit dem Fahrrad durch das ländlich geprägte Münsterland. Man fährt heute durch einen Hohlweg von mannshohem Mais, dessen Felder sich bis an den Horizont ausdehnen. Dazwischen gelegentlich kurz geschorene Grünflächen, die, immer wieder gedüngt und gemäht, kaum als Wiesen zu bezeichnen sind.Dort trillert keine Lerche mehr in der Luft, es flattert keine Goldammer oder Bachstelze über den Weg, gar von Rebhühnern ganz zu schweigen. Über den Maisfeldern kreist kein Bussard mehr. Auf den Grünflächen flattert kein Schmetterling, dort zirpt keine Grille, hüpft keine Heuschrecke, summt kein Käfer. Dort wächst ja auch keine Blume mehr.
Fährt man dort durch´s Land mit dem Auto, klebt eben kaum mehr ein Insekt an der Scheibe – so finden auch die Vögel keine Nahrung mehr. Der Kuckuck im Wald findet keine Nester mehr, in die er sein Ei legen könnte. So ist auch er verstummt.
Aber dafür haben wir – neben massenhaft Wildschweinen – nun den Wolf. Wildschweine sind wehrhaft und nicht ungefährlich – also ernährt sich der Wolf lieber von Schafen, Kälbern und auch großen Kühen, weil das einfacher und müheloser für ihn ist. Dem Bauern wird der Schaden durch Subventionen, die der Steuerzahler aufbringt, ersetzt. Aber ist das wirklich „Artenvielfalt“, und soll man sich darüber freuen?
Peter Kober
RC Gevelsberg
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Der Wolf, in Deutschland schon fast eine heilige Kuh, ist ein typisches Beispiel unserer Überflussgesellschaft. Warum haben ihn unsere Vorfahren eigentlich ausgerottet? Weil er die Existenz der Menschen
bedroht hat, indem er ihre Nahrungsgrundlage zerstört hat. Aber wir sind heute viel klüger. Wir diskutieren über 1,20 Meter hohe Elektroschutzzäune, obwohl der Wolf auch 1,80 Meter hohe Zäune überwindet. Wie soll man in Regionen, in denen man mit Schafen Täler freihält oder Deiche beweidet, diese Zäune ständig umsetzen? Dazu schränkt man den Raum für das Wild ein und erleichtert dem Wolf die Jagd. Egal, wir bekommen Wildfleisch – vermutlich klimaneutral – mit Kühlschiffen aus Argentinien oder Neuseeland.
Übrigens haben Wölfe längst gelernt, dass Schüsse auf der Jagd nicht ihnen gelten, sondern Beute bringen. Mit Hunden wird man nicht mehr jagen können, weil der Wolf auch Hunde greift. Ein Wolfsrüde hat deutlich mehr als 40 Kilogramm. Und weil er meist im Rudel jagt, ist er jedem Jagdhund überlegen. Für die Herden werden Herdenschutzhunde gefordert, die, weil sie bellen, nach Gerichtsentscheiden nachts eingesperrt werden müssen!
Eigentlich wissen alle, dass im dicht besiedelten Deutschland mit der höchsten Wolfsdichte in Europa Wölfe reduziert werden müssen. Aber ein Schütze, der mit Genehmigung einen Wolf geschossen hat, wird terrorisiert. Alles bekannt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis ein Mensch angefallen wird. Dann kommt der große Aufschrei.
Bertram von Nesselrode
RC Grevenbroich
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Mit großem Interesse habe ich Ihre Berichte zum Thema „Wolf“ gelesen. Mein Wohnort Lüdenscheid ist seit kurzer Zeit zum Wolfsgebiet erklärt worden. Damit besteht für Landwirte und Tierzüchter die Möglichkeit, Finanzhilfen für die Errichtung von Herdenschutzmaßnahmen zu bekommen. Allerdings halte ich diese Maßnahmen für Augenwischerei. Die Betroffenen bekommen zwar das Geld für die Zäune, eine Erstattung der Arbeitsleistung gibt es aber nicht. Die Zäune sind nur 1,20 Meter hoch. Wie Sie selbst schreiben, kann der Wolf da einfach drüberspringen. Unsere Topografie mit Bächen, Wäldern und Wiesen, Bergen und Tälern lässt es kaum zu, einen sinnvollen Schutz zu errichten. Meines Erachtens ist es völlig absurd, dass wir zwar von Tierzüchtern erwarten, dass die Weidetiere wieder naturnah im Freien leben, um sie dann wieder einzuzäunen.
Der Wolf ist ein gefährliches Raubtier. In unberührten Weiten ist eine Besiedlung sicherlich sinnvoll. Aber hier bei uns in dicht besiedelten Gegenden macht das keinen Sinn. Die Kosten, die wir für den Wolf aufbringen (Wolfsberater, Zäune, DNA Prüfungen, Kostenerstattungen) gehen in die Millionen. Dieses Geld ist in Zeiten knapper Haushalte sicher besser aufgehoben. Der Wolf muss bejagt werden und die Population deutlich reduziert. Im Übrigen finden sich mittlerweile immer weniger Schafszüchter in Niedersachsen, da die Kosten untragbar sind. Dadurch leidet auch die Deichsicherheit. Die Autoren, die in Ihrer Zeitschrift eine Ode an den Wolf singen, scheinen selbst eine seltsame romantische Affinität zu hegen. Ich weiß nicht, wie eine „Tierpsychologin“ arbeitet. Aber ich stelle es mir nicht schön vor, wenn Schafen das Gedärm herausgerissen wird und diese stundenlang elend verenden. Aber bei diesen Hobby-Tierfreunden scheint es eben Tiere erster und zweiter Klasse zu geben.
Ralf Schwarzkopf
RC Lüdenscheid
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Die Karte mit den Wolfsvorkommen (Rotary Magazin 1/24, S. 39) taugt nichts. Denn es wird nicht aufgeschlüsselt, wie viele Wölfe ein Rudel enthält. Die offiziellen Stellen halten sich hier bedeckt, um den Anschein einer niedrigen Wolfspopulation vorzutäuschen. Dem Thema gerechter gewesen wäre es zudem, wenn nicht nur zwei wolfsfreundliche jagende Journalisten (Fuhr & Hespeler) zu Wort gekommen wären, sondern auch der Deutsche Jagdverband (DJV).
Rolf Roosen
RC Koblenz
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Deutschland braucht Zuwanderung. Das hatte sich offenbar schon vor geraumer Zeit auch unter Wölfen herumgesprochen. Also kamen sie hoffnungsvoll über unsere Grenzen. Nun ergeht es ihnen nicht besser als anderen Migranten, die feststellen mussten, dass so eine Willkommenskultur nach einer Weile zu bröckeln beginnt, besonders, wenn viele meinen, dass diese überhandnähmen.
Wenn dann noch unerwünschte Ereignisse auftreten, wie das Fressen von Nutztieren und das Herumlungern in der Nähe menschlicher Behausungen, ist es schnell vorbei mit der Toleranz. Dabei wusste nun wirklich jeder, der nur das geringste von biologischen Wachstumskurven versteht, wie sich das mit der Zahl der Wölfe so entwickeln würde. Schließlich haben diese außer Autofahrern bei uns keine natürlichen Feinde. Und je besser die Schäfer ihre Tiere schützen, desto mehr erhöhen sie den Selektionsdruck zu immer schlaueren Wölfen. Auch ist nicht jeder, der ein paar Schafe oder ein Pony hat professioneller Tierhalter, der Herdenschutz sinnvoll betreiben kann.
Und irgendwann werden Wölfe auch ohne den Tipp von Reineke Fuchs herausfinden, dass es in der Nähe menschlicher Behausungen reichlich zu Fressen gibt, seien es Abfälle, Haustiere oder deren Bewohner selbst. Der Mensch gehöre nicht in das Beuteschema des Wolfs, so hört man. Das kann der Wolf ganz schnell ändern. Wir sollen bloß nicht weglaufen, sondern uns groß machen, wenn er auftaucht, das würde ihn erschrecken. Nur braucht das mit dem Großwerden bei Kindern bekanntlich so seine Zeit.
Aber müssen wir deshalb gleich zur Flinte greifen? Wir sollten vielmehr überlegen, wie wir straffällig gewordene Wölfe einfangen und sie in sichere Herkunftsländer abschieben können. Um der Debatte die Schärfe zu nehmen könnte unser Bundespräsident vielleicht einen Satz sagen, wie: "Der Wolf gehört zum deutschen Wald".
Rainer Götz
RC Moers
Zum Forum-Beitrag "Ist die Documenta noch zu retten?", Heft 1/2024
In mancherlei Hinsicht kann Olaf Zimmermann zugestimmt werden: Die Documenta solle als Stiftung bürgerlichen Rechts organisiert werden, die Kunstfreiheit solle unangetastet bleiben, der Staat solle so wenig Einfluss wie möglich nehmen. Das ist durchweg überzeugend.
Zimmermann beklagt die Öffnung der „d15“ für Künstlerkollektive, deren Werke für den Kunstmarkt ungeeignet seien. Dabei verkennt er – der selbst Teil des Kunstbetriebes ist, den er als „eingeübte Verwertungskette
bildender Kunst“ bezeichnet – den besonderen Charme der Documenten, die von Anfang an und von wenigen Ausnahmen abgesehen bis heute nur eine Autorität kennen: den interessierten, neugierigen, aufgeschlossenen,
international orientierten und das Privileg der Freiheit genießenden Besucher.
Niemand, kein Politiker, kein Kunsthistoriker, kein Kunstmarkt und keine Kirche oder andere Institution darf ihm Leitplanken seiner Wahrnehmung und seines Urteils vorgeben. In dieser geradezu phantastischen Umgebung der Freiheit konnten die Besucher bis dahin unvorstellbaren Zumutungen ausgesetzt sein; sie haben es – freilich zuweilen laut klagend und nach der Justiz rufend – akzeptiert und sind zur nächsten Documenta in noch größerer Zahl gereist. Immer wieder wurden Grenzen überschritten, Tabus verletzt und heilige vertrieben. Von solch toleranter Neugierde geprägt, haben wir mit der d15 den globalen Süden erwartet. Dabei war es keineswegs störend, dass unter anderem auch Werke von Künstlerkollektiven ausgestellt wurden, was Zimmermann zu Unrecht beklagt.
In diese Erwartungshaltung platzte das Antisemistismusdebakel. Die bis dahin so sehr geschätzte offene Struktur der Documenta bot keinen Rahmen, den losbrechenden Tsunami zu kanalisieren. Damit lief die Debatte zwangsläufig aus dem Ruder. Darüber ist viel geschrieben worden, das bedarf keines weiteren Kommentars. Zimmermann meint antisemitische Einflüsse verhindern zu können, indem er fordert, der Kurator oder die Kuratorin müssten verantwortlich sein für die ausgestellte Kunst. Das wäre ein Paradigmenwechsel im System der Documenten, das jegliche Art von Aufsicht kategorisch ausschloss und damit wieder auf die Wahrnehmungs – und Urteilskraft der Betrachter als einzig maßgebendes Kriterium verwies. Das war großartig und muss erhalten werden! Zum Schluss: Könnte es nicht sein, dass wir Besucher der Documenta selbst in der Lage sind, plumpes antisemitisches Machwerk als solches zu erkennen und uns davon abzuwenden und dies den Machern der Documenta ins Stammbuch zu schreiben?
Arndt Overlack
RC Heidelberg
Zum Forum-Beitrag "Ist die Documenta noch zu retten?", Heft 1/2024
Der Artikel von Herrn Zimmermann beleuchtet einen – den auf den Kunstbetrieb bezogenen – Aspekt der Diskussion über die Documenta 22 und Antisemitismus in der Kunst.
Der aus meiner Sicht aber wesentlichere Aspekt ist der Umgang in unserer Gesellschaft mit all diesen Themen. Das ursprünglich eben nicht antisemitische Kunstwerk, auch wenn es Bilder enthält, die zumindest nach deutscher (westlicher?) Definition antisemitisch sind, hätte Ausgangspunkt für fruchtbare Diskussionen sein können. Unsere Reaktion darauf bewegt sich aber eher in Verdrängen und Abhängen bis hin zu einer Art Zensur, anstelle der sinnvollen Diskussion und Auseinandersetzung mit dem Thema.
Um wieviel einfacher und sinnvoller wäre das damals gewesen, als die Randbedingungen noch nicht durch die aktuellen Gewaltausbrüche in Israel so emotional waren.
Ich hoffe auf eine Documenta 27, die den kritischen Diskurs wieder anregt und ermöglicht – und auf ein gesellschaftliches Umfeld, dass das erträgt und fördert.
Klaus Rümler
RC Singen
Zum Titelthema "Israel – Zwischen Trauer und Hoffnung", Heft 12/2023
Das tausende Jahre währende Talionsprinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ der beiden abrahamitischen Religionen hat bisher alle Friedenshoffnungen zunichte gemacht. Insofern ist diesbezüglich Skepsis angebracht. Jede aktuelle Gegenwart hat ihre historische Ursache. Dazu gehört, dass in der öffentlichen Debatte auf keinen Fall unterschlagen werden darf, dass die Araber den Uno-Beschluss vom November 1947, der eine Zweistaatenlösung vorsah, rigoros abgelehnt haben.
Die Ablehnungsfront wurde von dem glühenden Antisemiten, dem Großmufti
von Jerusalem, Mohammed al-Husseini (Mitglied der SS), in der gesamten arabischen Welt organisiert. Wobei seine antisemitischen Aktivitäten schon in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts weite Verbreitung fanden und die heutige antisemitische Grundhaltung in der muslimischen Welt als strukturelle Matrix abbilden. Dies wissen die Linken nicht, beziehungsweise verleugnen sie es. Daher auch das Zaudern und Zögern, eine klare proisraelische Haltung einzunehmen. Auf diesem historischen Hintergrund ist der Holocaustvergleich der israelischen Regierung folgerichtig. Dies nicht zu wissen, bedeutet nämlich, angesichts der Bilder aus Gaza auch den im Abendland verdrängten strukturellen Antisemitismus wieder aufleben zu lassen.
Etwas Hoffnung gegen den Jahrhunderte währenden beid- seitigen Hass sehe ich im
Aufbau einer gemeinsamen Spiritualität, jenseits der religiösen Vorgaben von Judentum, Islam und Christentum.Aber nur etwas. Dies könnte eine rotarische Initiative für Deutschland sein, weil es in unsere Wertvorstellung passt.
Werner Dinkelbach
RC Remagen-Sinzig
Zum Standpunkt "Darf man bei Rotary offen sprechen?", Heft 12/2023
Das sind erfreulich tiefgründige Gedanken zu einem wichtigen Thema: Freimut statt „cancel culture“. Was brauchte unser Zusammenleben, unsere aktuelle demokratische Gesellschaft dringender als eine zivilisierte Kommunikationskultur, wenn die Automatik von Wirtschaftswunder und Weltfrieden nicht mehr funktioniert? Getreu der rotarischen Frage: „Will it be beneficial to all?“ Das setzt aber eine eingeübte „Zivilisation“ voraus und die Akzeptanz, dass es mehr als nur die eigene Wahrheit gibt. Nicht zuletzt entsteht nach alter abendländischer Ansicht eine tragfähige „Synthese“ erst aus dem Zusammenführen von „These“ und „Antithese“. Also – volle Zustimmung zum Aufschlag von Rainer Hank.
Michael Haupts
RC Bocholt
Zum Forum-Artikel "Daas Kino darf nicht sterben", Heft 12/2023
Ein Artikel, der Fragen stellt und nicht beantwortet. „Die Feinde des Kinos“, ich kann Ihnen garantieren, die gibt es nicht! Es gibt auch keine Feinde des „Tante-Emma-Ladens“ und auch keine Feinde der „Kneipe an der Ecke“. Was wir jetzt schon nach den Beerdigungen wissen: Wir vermissen die Verstorbenen.
Im Grunde ist es immer das Gleiche, Kommunikation geht verloren. Besser gesagt, Möglichkeiten der Kommunikation gehen verloren. Mit einem leeren Stuhl kann man keine Freundschaft schließen. Muss ich mich den technischen Möglichkeiten komplett unterwerfen? An manchen Stellen ganz bestimmt.
Da, wo Herz, Seele und Verstand vereint sind, da bedarf es der Gemeinsamkeit. Genau das ist Kino. Das darf nicht sterben, auch nicht weiter geschwächt oder verletzt werden. Verlierer sind wir
alle, besonders die mit den Masken auf den Gesichtern. Dafür lohnt es sich zu engagieren, was ich hiermit tue.
Leo Stürtz
RC Aachen-Nordkreis
Zum Leserforum, Heft 12/2023
Im Rotary Magazin vom Dezember 2023, Seite vier, geht Herr Detlev Walker vom RC Baden-Baden-Merkur auf den Umgang mit Toten im Zusammenhang mit den derzeitigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der
Ukraine und Russland ein.
Die Aussage „Auch der jetzige schändliche Umgang der russischen Führung mit den Toten spricht Bände“ will
ich so nicht im Raum stehen lassen. Auch auf russischen Friedhöfen werden die Gefallenen mit Würde und Namen bestattet. Ich bin gern bereit, entsprechende Grabstellen zu zeigen oder Fotos beizubringen.
Um in der Ukraine als Gefallener beigesetzt zu werden, muss laut Gesetz eine pathologische Beschau stattgefunden haben und eine DNA und Blutprobe abgeglichen werden. Zahlreichen Gefallenen kann daher die letzte Ehre nicht erwiesen werden, da die gesetzliche Forderung nicht erfüllbar ist. Auch diese Seite sollte beleuchtet werden, um beide Seiten der Medaille zu sehen. Nebeneffekt ist, dass die Verantwortlichen auch für die Untoten noch Zuwendungen erhalten.
Nun komme ich zur Aussage, dass auf sowjetischen Kriegsdenkmälern keine Namen stehen. Auch dies ist eine Annahme, kein Fakt. Auf dem Kriegsdenkmal in Sawodoukowsk, Tyumener Gebiet, stehen Namen. Und wenn dort in der Liste der Namen elf Mal der gleiche Familienname untereinander steht, ist das kein Versehen, sondern ein Vater mit seinen zehn Söhnen. Durch das Dritte Reich wurde nicht nur der Holocaust betrieben mit bis zu 6,3 Millionen ermordeten Juden, sondern auch 17 Millionen sowjetische Zivilisten wurden ermordet.
Wenn an einem Ehrenmal, wie in Berlin-Treptow, keine Namen stehen, sehe ich es als Unterstellung an, dass nicht dem Einzelnen gedacht werden sollte. Über 7000 Gefallene haben dort ihre letzte Ruhestatt, und ich gehe davon aus, dass zum damaligen Zeitpunkt keiner in der Lage war, die persönlichen Daten zu erfassen und in Stein zu setzen.
Carsten Schwer
RC Görlitz
Wenn Freund Walker in seinem Text „meines Erachtens“ schreibt, dann bezeugt das schon seine Unkenntnis zu diesem Thema. Ich bin der Meinung, nur Dinge, die man ganz genau weiß, sollte man als Argument für seine Kommentare benutzen.
Ich möchte in dem Zusammenhang interessierte rotarische Freunde einladen, die Gedenkstätten für gefallene Soldaten in Brandenburg zu besuchen. Ich weiß nicht, wie im gegenwärtigen Krieg mit den Gefallenen auf beiden Seiten tatsächlich umgegangen wird, ich weiß aber, wie der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges gedacht wurde und wird.
Daniela Böttcher
RC Bernau
Zum Titelthema "Erntedank" im Heft 10/2023
Für die Rotary-Ausgabe Oktober 2023 bedanke ich mich herzlich. Sie haben in ihr zur Jahreszeit passend „Erntedank“ zum Hauptthema gemacht, dazu ein treffendes Editorial geschrieben und auf den Seiten 32-49 ausgezeichnete Text- und Bildbeiträge veröffentlicht. Manches kirchliche Blatt, das mit dem Erntedankfest wenig mehr anzufangen weiß, wurde dadurch beschämt. Schon die einleitenden Gedanken auf Seite 32 sollten wieder in unserer Gesellschaft, die alles als selbstverständlich und mit wenig Dank hinnimmt, beherzigt werden.
Paul Geißendörfer
RC Ansbach
Zum Titelthema "Erntedank" im Heft 10/2023
Ich erinnere mich an meinen früheren Rotary Club, wo ein Freund die Meinung äußerte, das Rotary Magazin sei das Papier nicht wert, ... . Setze man die Ausgabe Oktober 2023 dagegen: eine Freude! Erntedank – welch ein Reichtum in Wort und Bild! Herzlichen Dank an Ideengeber und Mitwirkende!
Adalbert Kienle
RC Berlin-Gendarmenmarkt
Zum Titelthema "Erntedank" im Heft 10/2023
In einer Zeit des Überflusses wie bei uns im Westen, wo viel zu viele Menschen viel zu viel Geld haben, scheint es sehr sinnvoll, auch einmal Dankbarkeit zu thematisieren. Leider sind die Bilder dazu – durchweg nur „nature morte“ einzelner Naturprodukte – geradezu armselig. Das ist auch von einer Fotografin, die in einer hypermodernen 24-Millionen-Metropole lebt, nicht anders zu erwarten. Offenbar hat sie zugunsten der Kunst ihren Bezug zur Natur verloren. Lebendigen und fröhlichen Erntedank kann es nur in kleineren Gemeinschaften dort geben, wo man noch einigermaßen mit der Natur lebt.
Günther Wurzer
RC Wien-Donau
Zum Standpunkt "Sperrlisten für neue Kandidaten" im Heft 10/2023
Selten, zum Glück sehr selten, habe ich im Rotary Magazin etwas derart Unrotarisches gelesen: bei der „Kandidatenjagd“ gilt das „Windhundverfahren“, gerade so, also ob es darum ginge, beim jährlichen Tannenbaumschlagen im nächstgelegenen Wäldchen nach dem Startschuss schnell sein Fähnchen am schönsten Bäumchen festzumachen, um letzteres dann in Ruhe abzusägen.
Das in der Oktober-Ausgabe des Rotary Magazins – augenscheinlich auch noch mit Stolz – beschriebene Treiben der Dortmunder Clubs fällt meines Erachtens gleich bei drei von vier Fragen der rotarischen Probe durch: Es ist nicht fair für alle Beteiligten, es wird nicht Freundschaft und guten Willen fördern und es dient nicht dem Wohl aller Beteiligten.
Schon die Sprache des Berichts ist erschreckend, um nicht zu sagen abstoßend: „Der frühe Vogel fängt den Wurm – bei Rotary wie im echten Leben“? Neue Freunde werden also wie Würmer gefangen, warum werden sie nicht gleich schanghait? Was für ein schiefes Bild.
„Leider sind diese Regularien für die neun Dortmunder Lions Clubs nicht bindend“ – leider? Ich möchte sagen: zum Glück! Hier wird über Menschen wie über Sachen geredet – wer sie zuerst findet, darf sie behalten. Sicher eine gute Basis für eine lebenslange Freundschaft. Wenn sich jemand für die Idee eines Serviceclubs begeistert, wäre es fair, würde Freundschaft und guten Willen fördern und diente dem Wohl aller Beteiligten, wenn diesem jemand alle in Frage kommenden Serviceclubs offen stünden, auf dass beide Seiten – Interessent und Club – prüfen können, ob es, eben zum Wohl aller Beteiligten, passt.
Statt Sperrlisten anzulegen, sollten lieber Einladungslisten ausgelegt werden: „Schön, dass Sie bei uns waren – am Dienstag tagt übrigens auch Club x und am Mittwoch Club y, schauen Sie doch gerne auch dort einmal vorbei“. So hätte der Interessent ein kompletteres Bild der örtlichen Clubs, könnte sich dann bewusst für einen Club entscheiden (so dieser ihn denn auch will) und würde nicht später erfahren, dass er vom „frühen Vogel gefangen“ wurde.
Ulrich Kreutzer
RC Duisburg Rhein-Ruhr
Zu den Polen-Beiträgen im Forum, Heft 10/2023
Sehr geehrte Damen und Herren,
mir ist bewusst, dass das Rotary Magazin im Leserinteresse (?) einen bunten Strauß von Themen in einem Heft bündelt. Die Jahre sind vorbei, in denen ein Thema aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet und bearbeitet wurde, bis man des "Pudels Kern" freigelegt hat. Ich vermisse diese Form des Journalismus, wie sie Der Rotarier pflegte. Aber das ist ein weites Feld.
Wenn Themen wie die Wahl in Polen derart angerissen werden, wie das in Ihrer Ausgabe 10/2023 mit den beiden Artikeln geschieht, kann sich leicht der Eindruck festsetzen, die "polnische Seele" sei unergründbar und die Polen seien schon ein merkwürdiges Völkchen, vielleicht doch ein wenig zu dumm für die Demokratie… Sind nicht die extremistischen, national gesinnten antidemokratischen Bewegungen in unserem Land, in Ungarn, der Slowakei und in vielen anderen westlichen Demokratien Ausdruck eines größeren Zusammenhangs, den die Autorin Anne Applebaum in ihrem Buch "Die Verlockung des Autoritären" untersucht? Mir fehlt in Ihrem Artikel der Blick über den Tellerrand und ein Deutungsmodell.
Ich habe heute als Kontaktbeauftragter zum RC Krakau meinem dortigen Gesprächspartner aus Anlass der Wahl in Polen eine Nachricht geschickt, die das Verbindende und nicht das Trennende in den Vordergrund stellt: Die Polen sind das Volk, das sich im Einflussbereich der sowjetischen Herrschaft als erstes die Demokratie unter Opfern und Wagnissen erstritten hat. Sie waren gemeinsam mit "ihrem" Papst Johannes Paul II. Türöffner der Freiheit in den osteuropäischen Staaten und der DDR. Und sie zeigen heute bei der Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen ein Maß an Hilfsbereitschaft das bemerkenswert ist. Das ist eine polnische Leistung, die wir bewundern und schätzen und die es gegen unwürdige Parteiwerbung der PiS zu verteidigen gilt.
Eckhard Groß
RC Bielefeld
Leserbrief zur RI-Erklärung Israel-Hamas
Der RI-Text zum Hamas-Überfall auf Israel spricht vom "Krieg zwischen Israel und Hamas" und vermeidet das Wort Terror. Was unterscheidet Krieg von Terror? Yuval Noah Harari nennt drei Punkte: "Das Ziel des Hamas-Angriffs war nicht die Eroberung und Besetzung von Gebieten. Hamas hatte nicht die militärische Fähigkeit, den Kibbuz angesichts der israelischen Armee lange zu besetzen. Um die Ziele der Hamas zu verstehen, sollten drei Dinge beachtet werden.
Erstens konzentrierte die Hamas ihre Angriffe weitgehend auf die Tötung und Entführung von Zivilisten und nicht von Soldaten.
Zweitens folterten und exekutierten Hamas-Terroristen Erwachsene, Kinder und sogar Babys auf die grausamste Weise, die sie sich vorstellen konnten.
Drittens: Statt zu versuchen, die Gräueltaten zu verbergen, sorgte die Hamas dafür, dass sie publik gemacht wurden, filmte einige der Gräueltaten sogar selbst und stellte die schockierenden Videos in die sozialen Medien."
Der Friedensappell von RI ist wohlfeil und geht an der Sache vorbei. Hamas will keinen Frieden, sondern wiegelt alle arabischen Muslime zur Feindschaft gegen Israel und damit gegen die freie Welt auf, von Beirut bis Neukölln. Es ist zu hoffen, dass es Israel gelingt, die Welt vom Terror der Hamas zu befreien.
Henning von Vieregge
RC Frankfurt/M.-Alte Oper
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Der Artikel von Herrn Viktor Hermann ist ein miefiges Ge- wölle, trifft die Situation nicht und lässt auf die Freundlichkeit des Autors schließen. Die katholische Kirche ist eine Gemeinschaft von Gläubigen, von fehlerhaften Menschen, die auf die Hilfe
Gottes hoffen. Wer ist schon fehlerfrei? Wir Menschen machen widerliche Fehler, sind falsch, bösartig und vieles mehr. Die römisch-katholische Kirche ist auch kein von Funktionären geleiteter Verein; der besteht noch im Restposten des Verbandskatholizismus, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, das hoffent- lich bald aufgelöst wird.
Es gibt gute, überzeugende Initiativen, die allerdings kaum bemerkt werden. Es trifft zu, dass die jetzigen Kirchenstrukturen sehr schnell verschwunden sein werden. Sobald die dann bestehende Wüste erlebt wird, kann ein Neustart beginnen. Auf geht ́s – in Gottes Namen!
Hans Jürgen Arens
RC Emmerich
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Die Veröffentlichung dieses Beitrags im Rotary Magazin empfinde ich als ausgesprochen ärgerlich, weil ich ihn als plattitüdenhaft und im hohen Maße populistisch empfinde. Hier entleert sich ein Autor irgendwie gegen die Kirche und reiht Schlechtigkeit an Schlechtigkeit, die im Laufe von über 1000 Jahren tatsächlich oder angeblich von „der Kirche“, oder auch „von den Religiösen“ begangen worden sein sollen. Im trüben Niveau eines Stammtischbeitrags wird zwischen Geldgier, Kreuzzügen, Faschismus, Wissenschaftsfeindlichkeit, moralischer Überheblichkeit, Rassenhass und Kindesmissbrauch kaum etwas ausgelassen, was zur selbstgefälligen Suada gegen „die Kirche“ beziehungsweise „die Religion“ zu passen scheint. Dabei bleibt der Autor jegliche Differenzierung, historische Einordnung und auch nur halbwegs belastbare Präzisierung seiner Vorwürfe schuldig. Das beginnt schon mit der Frage, wen er eigentlich mit „der Kirche“ meint. Sind es die hauptamtlichen Mitarbeiter, die Amtsträger, die Ehrenamtlichen, vielleicht sogar die normalen Kirchenmitglieder? Ist es die Kirche einer bestimmten Konfession, eines bestimmten Landes, einer bestimmten historischen Epoche? Antwort: Fehlanzeige. Stattdessen modelliert der Autor lieber fakten- und differenzierungsfrei mit parolenhaften Versatzstücken aus der Geschichte an seinem zwar unpräzisen, im Ergebnis aber emotional höchst empörenden Feindbild von „der Kirche“ beziehungsweise „der Religion“. Wollte ich lernen, wie populistisches Schreiben funktioniert – hier hätte ich ein gutes Beispiel gefunden.
Ich habe nicht darüber zu spekulieren, warum ein Autor so etwas überhaupt zu Papier bringt, aber ich halte für un- strittig, dass er den von ihm angerissenen Themen von Religion, Werteorientierung, Emanzipation, Aufklärung, Kirche, gesellschaftliche und geistesgeschichtliche Entwicklungen et cetera nicht im ent- ferntesten gerecht wird.
Bisher habe ich das Rotary Magazin als eine Zeitschrift geschätzt, deren Beiträge in aller Regel von gutem inhaltli- chen und sprachlichen Niveau sind. Der genannte Beitrag des Herrn Dr. Hermann fällt hier weit aus dem Rahmen und ich würde mich sehr freuen, wenn zukünftig wieder auf mehr inhaltliches und journalistisches Niveau der Beiträge wert gelegt werden würde.
Friedemann Green
RC Eckernförde
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Den Ausführungen von Freund Hermann möchte ich als Anregung hinzufügen, noch konsequenter vorzugehen und weiteren bedenkli- chen kulturellen Ballast abzuwerfen. So sollte die Zeitrech- nung „vor“ und „nach Christi Geburt“ ebenso abgeschafft werden wie sämtliche christlichen und, nachdem der Autor auch die Gefährlichkeit des Al- ten Testaments entlarvt hat, jüdischen sowie natürlich alle sonstigen religiösen Feiertage.
Auch die antiquierte Wo-cheneinteilung durch den Sonntag müsste verschwinden. All dies könnte dann einer fle- xibleren, je nach ökonomischer Lage mit den Arbeitgebern frei verhandelbaren Zeitstrukturierung Platz machen.
Christoph Kugelmeier
RC Saarbrücken-St. Johann
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Der Autor hat fast alle Untaten der Kirchen aufgezählt. Doch der Zufall oder die Redaktion wollte es, dass in derselben Ausgabe des Magazins kundige Beiträge über Nordkorea zu finden sind, einem Staat, der religionsfrei, aber keineswegs von Freiheit bestimmt ist.
Manfred Kühn
RC Wiesbaden-Nassau
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Es besteht weitgehend Konsens, dass das Christentum beziehungsweise die christlichen Kirchen eine wichtige Basis der deutschen, österreichischen und europäischen Kultur und damit auch zentraler Ethik- und Moral- vorstellungen sind. Es ist das gute Recht des Autors, dies in Zweifel zu ziehen und für die Zukunft zu negieren.
Dass er der eigentlichen Fragestellung nicht nachgeht, sondern nur die in der Tat schrecklichen historischen Untaten und aktuellen Vergehen der Institutionen oder einzelner ihrer Mitglieder anprangert, zeigt eine extreme Einseitigkeit. Er übersieht dabei auch, dass der Begründer einer Moral/Ethik eventuell durchaus menschlich fehlen und unmoralisch handeln kann. Kant hätte ein Mörder sein können, trotzdem wäre seine Moralphilosophie mit der bekannten Lehre vom kategorischen Imperativ von Bedeutung.
Ich habe mich gefragt, ob dieser einseitige Beitrag, der mit keinem Wort das Positive der christlichen Tradition erwähnt, der rotarischen Neutralitätspflicht genügt.
Hans-Jürgen Möller
RC München
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Der Autor hat Recht und Un- recht zugleich: Selbstverständlich ist der Mensch stets ein moralisches und sogar religiöses Wesen. Wer nicht an Gott glaubt, tut dies oft in der Überzeugung, so zugleich ein aufgeklärterer, ja besserer Mensch zu sein.
Auf der anderen Seite braucht es etwas Zeit, um zu sehen, wohin sich säkularisierte Gesellschaften entwickeln. Auch dem unkirchlichen Menschen ist oft der Wunsch zu Eigen, moralische Gesetzmäßigkeiten für das Zusammenleben zu entwickeln. Freier wird es dadurch auf die Dauer nicht.
Andererseits wurden die größten Menschheitsverbrechen eben doch nicht von Christen begangen. Hitler war kein Christ, Stalin nicht, die Roten Khmer und weitere. Diese Reihe lässt sich fortsetzen. Spätestens mit der Aufklärung im frühen 19. Jahrhundert begann die Entkirchlichung in Europa. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gingen die meisten Protestanten nicht mehr in die Kirche. Es kam nicht von ungefähr, dass in dieser Zeit die pseudowissenschaftliche Naziideologie Raum fasste und nicht schon früher.
Den Kirchenausttritten, vielleicht auch den Missbrauchsskandalen voran ging die interne Entwicklung, dass viele Theologen in Jesus nicht mehr Gott gesehen haben, sondern nur noch den Menschen. Das „mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen“ wird bewusst in den Raum gestellt ohne Verbindung zu dem prophetischen 22. Psalm, den Jesus damit betete. Wer aber in Jesus Gott sieht, der sieht in Gott die Liebe, die Vergebung und die Freiheit. Er kann sich so immer aufs neue zu moralisch größeren Höhen als den Menschlichen aufschwingen. Eine Gesellschaft, die diesen Bezug dauerhaft verliert und mit Menschenrechten, Umweltschutz etc. nur die Früchte christlichen Strebens aus der Vergangenheit auf den Thron stellt, wird auch diese mit der Zeit verderben.
Martin Niewerth
RC Oldenburg-Ammerland
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Vordergründig und kurzsichtig sammelt Viktor Hermann in einem Rundumschlag alle Verfehlungen, die Kirchen, Religionen und letztlich vor allem die katholische Kirche in Rom im Lauf der Geschichte unzweifelhaft begangen haben, um ihnen pauschal die Kompetenz für Ethik und Moral abzusprechen. Eine Alternative dazu deutet er nicht einmal an.
Dem will ich einen Satz von Gregor Gysi aus einem Vorwort einer Broschüre von 2022 entgegenstellen, der erst betont, nicht an einen Gott zu glauben, dann aber sagt: „Es sind eben zur Zeit nur die Religionen wirklich in der Lage, grundlegende Moral- und Wertvorstellungen allgemein verbindlich in der Gesellschaft prägen zu können“. Für Hermann ist das „blanker Unsinn“. Es lohnt sich, über diese Frage etwas tiefer nachzudenken. Libertät liefert keine Maßstäbe.
Eugen Freiherr von Redwitz
RC Neuburg an der Donau
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
„Das ist blanker Unsinn!“ schreibt Autor Viktor Hermann zusammenfassend als seine Antwort auf die Frage, ob die Verdunstung des Glaubens in Deutschland den moralischen Niedergang in unserer Gesellschaft einläuten würde. Da wäre ich mir an seiner Stelle nicht so sicher! Auf zwei ganzen Seiten listet er ein umfangreiches Sündenregister von nicht nur christlichen Kirchenvertretern auf. Damit wird die hohe Zahl an Kirchenaustritten begründet. Was Hermann allerdings komplett verkennt, ist, dass keine einzige dieser individuellen Verfehlungen durch Befolgung der Zehn Gebote oder durch die Lehre und das Leben Jesu Christi gedeckt sind. Beispielhaft sei nur die eindeutige Haltung Jesu zum Stichwort Missbrauch zitiert: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde!“ (Matthäus 18,6). Ungewollt bestätigt Hermann mit seiner Analyse geradezu das Dostojewski-Zitat: „Ohne Gott ist alles er- laubt!“ Die Entfernung von Gott öffnet den Raum für die Sünde. Insofern sind genau diese Gottferne und der sich ausweitende Unglaube die Triebfeder für den moralischen Niedergang unserer Gesellschaft – wie Hermann eindrucksvoll mit seinen vielen Beispielen belegt.
Wo der Glaube an das Absolute geleugnet wird, stellt sich der Mensch selbst in den Mittelpunkt und es beginnt die „Diktatur des Relativismus“ (Benedikt XVI.). Dann kann Krieg gerechtfertigt werden. Die Lüge wird in der Politik salonfähig. Oder die Tötung der Schwächsten in unserer Gesellschaft – der Alten, Kranken und Ungeborenen – wird als Errungenschaft umdefiniert. Schöne Neue Welt! Was – ohne die rückbindende Kraft der Religion – den moralischen Niedergang in unserer Gesellschaft aufhalten könnte, dazu schreibt Viktor Hermann leider nichts.
Peter Scherkamp
RC München
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Wenn man wie Viktor Hermann den großen Rundumschlag vornimmt, ist das Risiko übergroß, im Pauschalen hängen zu bleiben. Es würde den Rahmen eines Leserbriefs sprengen, sich daran abzuarbeiten, zumal er kaum Neues mitteilt und seine Argumentation auf Theorien aufbaut, die mit der tatsächlich gelehrten christlichen Theologie nichts zu tun haben.
Vielmehr gilt es, auf ein prinzipielles Defizit hinzuweisen, das sich gerade in der Kritik an den christlichen Kir- chen häufig findet. Auch Hermann schaut von oben herab auf die Kirche – auch ihm fehlt der Blick von unten, aus den Stadtteilen und Dörfern, aus den Gemeinden und kirchlichen Vereinigungen. Nein, es ist nicht so, dass man das dort geleistete Ehrenamt einfach so ersetzen kann. Auch die vielfältigen Strukturen und sozialen Angebote nicht, von den Kindertagesstätten bis zu den Treffpunkten für Geflüchtete, von der Arbeit mit Wohnungslosen bis zu den vielfältigen kulturellen Veranstaltungen. Ja, dort sind nach wie vor viele Menschen unterwegs, deren freiwillige oder berufliche Arbeit viel mit ihrem Glauben und ihrem Menschenbild zu tun hat.
Es geht nicht um den Einzug der Unmoral, diese reißerische Position hilft nicht weiter. Aber es geht schon darum, dass einer Gesellschaft – gerade der kleinteiligen vor Ort – eine Menge verloren ginge ohne die Menschen, die ihre Arbeit für diese Gesellschaft auch im Lichte ihres christlichen Glaubens tun.
Stephan Schmickler
RC Bergisch Gladbach
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Der Ton macht die Musik. Die Musik besteht in diesem Beitrag aus Fakten, die in besonderer Weise mit der katholischen Kirche verknüpft werden. Der Ton ist die sehr untergriffige Art und Weise, in der diese Fakten präsentiert werden.
Wenn der galoppierende Mitgliederschwund eingegrenzt wird auf den Entfall der Kirchenbeiträge und die Kirche damit auf ein Geldbeschaffungsinstitut reduziert wird, dann ist diese Sichtweise sehr eindimensional. Wenn von „scheinheiligem Jammern“ und „atemberaubender Unterstellung“ gesprochen wird, bleibt der Autor jeden Beweis für diese Behauptung schuldig. Der Hinweis auf Dostojewski ist zwar nett, ist aber für die heutige Position der Kirche irrelevant. Der Hinweis auf das Alte Testament ist zwar sachlich richtig, aber, was der Autor davon für unsere Zeit ableitet, ist haarsträubend.
Viktor Hermann hängt sich dann auch noch das Mäntelchen scheinbarer Objektivität um, indem er auf „radikale Islamisten“ und die „angeblich so friedliebenden Buddhisten“ verweist. Seine Stoßrichtung wird dadurch nicht appetitlicher. Die Forderung nach Gleichstellung der Frauen hat vor 30 Jahren das Kirchenvolksbegehren in Österreich erhoben, bisher leider ohne Erfolg. Aber man sollte in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass die katholische Kirche weltumspannend aktiv ist und auf Befindlichkeiten auf allen Kontinenten bedacht sein muss. Dass die Inhalte des Kirchenvolksbegehrens bis zum Jahr 2023 jederzeit wieder thematisiert werden, zeigt deutlich, dass Rom nicht „jegliche Kritik zum Verstummen brachte“. Ähnliche Forderungen werden übrigens auch auf anderen Kontinenten und in vielen Län- dern erhoben.
Begriffe wie „dogmatische Borniertheit“, „Scheinheiligkeit, Ausbeutung und sexueller Missbrauch“, „Unfähigkeit“ und viele andere mehr geben den Ton an, durch den dieser Artikel in die Gattung der Pamphlete einzuordnen ist. Schade, dass die Redaktion nicht irgendeinen berufenen Rotarier oder einen kompetenten Theologen eingeladen hat, eine Gegendarstellung im Interesse einer ausgewogenen Analyse abzudrucken. Dem Autor möchte ich anraten, den unmittelbar vor seinem Beitrag abgedruckten Beitrag über Nordkorea zu lesen. Das ist ein Beispiel dafür, wie die Welt ohne christliche Theologie auch aussehen kann.
Wolfgang Seitz
RC Linz
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Als Theologe und Psychologe hat mich natürlich das Thema sehr interessiert. Ich gebe dem Autor zu seinen sehr kritischen Urteilen über die Kirchen in vielem recht. Aber ich empfinde auch eine sehr große Einseitigkeit in seiner kritischen Analyse. Er kommt mir vor wie jemand, der ein mehrstöckiges Haus beschreibt, aber nur eine einzige Etage darin besichtigt hat.
Klar, hohe Moral und Humanismus gibt es auch außer- halb der Kirchen. Aber ich erlebe in der Kirche ein so hohes mögliches Potenzial an moralischen Werten. Man denke nur an die Bergpredigt im Neuen Testament. Wie viel Kraft und Impulse für ein Leben ohne Gewalt, für Frieden, Wertschätzung und Liebe unter den Menschen kann daraus für eine Gesellschaft geschöpft werden.
Aber auch da sehe ich ein frustrierendes Bild von gegenwärtiger Kirche. Sie beherbergt einen solchen Schatz! Aber auf dem Deckel dieser Schatztruhe haben sich zu viele kirchliche Amtsträger breit gemacht, um Macht zu bewahren und um zu verhindern, dass dieser Schatz in für ihre Augen unwürdige Hände, zum Beispiel Laien, ge- raten könnte. Es ändert aber nichts an diesem ungemeinen Potenzial der Kirche. Es gab und gibt Zeiten und auch Einzelne und Gemeinschaften, die dennoch zeigen konnten, was trotzdem an Kraft in den Kirchen stecken kann.
Sebastian Sonntag
RC Amberg-Sulzbach
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023